Nach dem Erfolg des Vorjahres organisierte Redstart Tunisie, der technische Umsetzungspartner des WIDU-Projektes in Tunesien, die Neuauflage der Inno‘Preneurs Days vom 30. November bis 1. Dezember 2023 in Tunis. Unter dem Motto „Intersection“ brachte diese Ausgabe zahlreiche Partner*innen und Schlüsselakteur*innen aus der Welt des Unternehmertums zu Podiumsdiskussionen und Workshops zusammen. Ziel war es, diverse nachhaltige Wirtschaftsansätze (Sozialunternehmertum, Kreislaufwirtschaft, grünes Wachstum, etc.) zu diskutieren, um Inklusion und Nachhaltigkeit im Unternehmertum zu fördern.
Auch WIDU.africa nahm mit einem Workshop zur Inklusion von Frauen im Unternehmertum an der Veranstaltung teil. Inhaltlich lag der Fokus dabei auf dem strategischen Marketing und dem „Access-to-Markets“. Die Teilnehmenden, darunter sieben WIDU-Begünstigte aus dem Original-WIDU-Zuschuss und zehn aus dem Women Call – ein exklusiv für Frauen aufgesetztes Förderungsinstrument – erörterten Ideen und Lösungen zur strategischen Positionierung ihrer Produkte und Dienstleistungen auf dem tunesischen Markt. Die Schulung und Moderation führte Herr Anis Allagui, ein Experte für Marketing und nachhaltige Geschäftsmodelle durch.
Das Projekt WIDU.africa, das von der GIZ in Tunesien umgesetzt wird, veranstaltete im Zuge seiner Teilnahme einen Workshop zur Förderung von Frauen im Unternehmertum. Die Sitzung konzentrierte sich speziell auf strategisches Marketing und Markteintritt für 17 tunesische Unternehmerinnen aus verschiedenen Regionen des Landes. Unter der Leitung von Herrn Anis Allagui, einem Experten für Marketing und nachhaltige Wirtschaftsmodelle, tauschten die Teilnehmerinnen, darunter sieben Begünstigte des Original-WIDU-Zuschusses und zehn des #WomenCall – ein Finanzierungsinstrument exklusiv für Frauenunternehmerinnen – Ideen und Lösungen aus, um ihre Produkte und Dienstleistungen strategisch im tunesischen Markt zu positionieren.
Austausch von Ideen zu Marketingstrategien – Eine Fortsetzung der Coachingmaßnahmen des WIDU-Projektes
Ein robustes Geschäftsmodell erfordert einen klaren Marketingplan. Anis Allagui betonte gleich zu Beginn der Schulung die Bedeutung einer klaren Strategie, zur Erschließung neuer Märkte in Tunesien und international: „Die Produktentwicklung, die Vertriebsplanung und das Marketing sind die Königsdisziplinen einer Unternehmerin und sollten niemals ausgelagert werden. Niemand versteht Ihre Geschäftsidee so gut wie Sie selbst. Das spiegelt sich direkt in Ihren Soft Skills wider, sei es in Verhandlungen, Überzeugungskraft oder Kundenbindung. Daher ist Marketing eine essenzielle Kompetenz.“
Während der Schulung lernten die Unternehmerinnen, einen Markt zu identifizieren, seine Segmente zu erkennen und die richtige Zielgruppe anzusprechen – Konzepte, die in der Gründungsphase manchmal unterschätzt werden. Sie führten auch eine präzise Status-quo-Analyse ihrer geschäftlichen Aktivitäten durch, um eine geeignete Marketingstrategie zu entwickeln. Jamila Khlif, Gründerin des Projekts Rec-Inov, erklärte: „Wir haben Methoden erworben, um unsere Position auf dem Markt besser zu verstehen. Welche Kunden sollte ich priorisieren? Wen sollte ich direkt ansprechen? Wer ist nur ein Vermittler? Das alles zu sortieren, ist schwierig, wenn man gerade erst anfängt.“ Jamila, die Unterstützung für ihre Marketingstrategie benötigte, bewarb sich um den Original-WIDU-Zuschuss. Durch ihre Teilnahme an einem der Programme von WIDU.africa konnte sie von einem Zuschuss und drei Coaching-Sitzungen profitieren, die vom Umsetzungspartner Redstart Tunisie bereitgestellt wurden. Mit Hilfe ihres Coaches konnte sie direkt ihre strategischen Fragen angehen, um Herausforderungen effektiv zu bewältigen, z.B. in der Bürokratie.
Barrieren beim Markteintritt in Tunesien: Wie Frauen-Netzwerke neue Chancen schaffen
Die während der Schulung geteilten Erfahrungen betonen die Widerstandsfähigkeit von Unternehmerinnen hinsichtlich geschlechtsspezifischer Herausforderungen. Frauen sehen sich nicht nur beim Zugang zu finanziellen Mitteln, sondern auch in administrativen Prozeduren und im sozialen Umfeld mit strukturellen Einschränkungen konfrontiert. In diesem Zusammenhang teilten die 17 Unternehmerinnen während des Workshops bedeutende Erlebnisse.
Ein zentraler Mehrwert dieses Tages lag im Netzwerken unter Frauen, nicht nur als Unternehmerinnen, sondern von Frau zu Frau. Entlang des U-förmigen Konferenztisches tauschten sie Gedanken über Momente aus, in denen sie sich mehr als benachteiligte Frauen denn als ambitionierte Unternehmerinnen empfanden. „Es ist schwer vorstellbar, mit welchen Hindernissen Frauen wirklich konfrontiert sind. Wenn es um neue Kunden geht, wird mein Status als Frau oft zum Hauptthema. Meine harte Arbeit, mein Team und meine Geschäftsidee scheinen manchmal weniger wichtig zu sein“, beklagte sich Jamila während einer Kaffeepause.
Jedoch ergaben sich aus den Diskussionen über länderspezifische Hürden beim Marktzugang in Tunesien viele Perspektiven und Chancen. Für viele von ihnen war dies die erste Gelegenheit, im kleinen Kreis als Unternehmerinnen ihre persönlichen Herausforderungen zu teilen. Das Storytelling hatte für Jamila die Wirkung eines „erfrischenden Atemzugs“ für motivierte Unternehmerinnen.
Thouraya Weslati vom Projekt Shekaz berichtete, wie sie erfolgreich traditionelle tunesische Kleidung und Taschen nach Europa exportierte, indem sie simple Handelstechniken nutzte: „Um die Neugier der internationalen Kundschaft zu wecken, entwarf ich Etiketten, die erklärten, wie das Kleidungsstück traditionell getragen wird.“ Indem sie das kulturelle Erbe verständlicher machte, stieg der Wert für ausländische Kunden. Dieser schnelle, aber effektive Eingriff in ihr Geschäftsmodell ebnete den Weg zu einem größeren Markt.
Förderung von Unternehmerinnen in Afrika, ein Hauptaugenmerk des WIDU-Ansatzes
Förderungsprogramme wie der #WomenCall und der Workshop von WIDU zum „Access-to-Market“ helfen dabei, strukturelle Herausforderungen zu überwinden, denen Frauen in ihrem beruflichen Alltag täglich gegenüberstehen. Seit dem Start von WIDU.africa im Jahr 2019 wurden fast 2.500 Unternehmerinnen von WIDU in den sechs afrikanischen Ländern des Programms unterstützt. Dies ist ein bedeutender Schritt hin zu einer größeren Inklusion von Frauen in die afrikanische und tunesische Unternehmenswelt.