Lula Design von Azeb Temesgen
Die Maschinen surren und rattern im regelmäßigen Rhythmus. Azeb Temesgen arbeitet konzentriert an einer der Nähmaschinen in ihrem Geschäft und fügt Stoffteile zusammen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Die 49-Jährige wagte nach vielen Jahren Berufserfahrung als Angestellte einen neuen Schritt mit einem anderen Ansatz in ihrer Näherei: „Ich nähe seit Jahren leidenschaftlich gern! Dabei interessieren mich nicht nur die neuen Stoffe, sondern auch, was mit alten Teilen passiert. So bin ich darauf gekommen Stoffreste mit neuen Stücken zu kombinieren.“
Das Upcycling – die Umwandlung von Stoffresten oder gebrauchten Stoffen zu neuwertigen Produkten – machte Azeb zu ihrem Markenzeichen. Heute entstehen in ihrer Werkstatt die unterschiedlichsten Produkte, die unter einem Label firmieren: „Lula Design“.
Der große Schritt in die Selbständigkeit mit ihrer Näherei
Das Geschäft von Azeb Temesgen befindet sich in der Nachbarschaft von Yeka, nordöstlich und unweit des Stadtzentrums von Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, wo sie auch studiert hat. Ihre Leidenschaft für das Nähen und Entwerfen begleitete sie schon lange. Der Schritt in die Selbständigkeit war groß, schließlich war sie zeit ihres Berufslebens in verschiedenen Firmen und unterschiedlichen Positionen tätig, insgesamt 23 Jahre.
Upcycling und ein hoher Anspruch an die eigene Arbeit
Dass die erste Zeit nicht so einfach werden würde, war ihr klar. „Ich besitze ja eine Nähmaschine, die ich bereits lange nutze. Anfangs habe ich von zu Hause gearbeitet. Aber ich hatte damals schon vorgehabt einen eigenen Laden zu öffnen und Angestellte einzustellen.“
Zudem wollte sie nicht irgendeine neue Näherei eröffnen, sondern verfolgte einen anderen Ansatz, was viel mit ihrer Heimat zu tun hat. Denn Äthiopien ist das älteste Kulturland Afrikas mit einer langen christlichen Tradition. Äthiopische und Künstler*innen haben eine beeindruckende Vielfalt an religiösen Malereien, Ikonen und Kreuzen hervorgebracht. Religiöses Kunsthandwerk, traditionelle Gegenstände, Kleidung und Schmuck werden noch heute in aufwändiger Handarbeit hergestellt. Vor diesem Hintergrund wird Azebs Anspruch an ihre eigene Gestaltung und Produktion verständlich. Doch dazu fehlten ihr die Mittel.
Mit der WIDU-Förderung durchstarten
Azebs Bekannter Ibrahim, der in Schweden lebt, erfuhr durch Freunde von WIDU: „Azeb hatte mir von ihrer Geschäftsidee erzählt und mir gefiel gut, dass sie den Markt mit alternativen Produkten aus biologischen und wiederverwendbaren Stoffen und zu erschwinglichen Preisen versorgen wollte. Deshalb habe ich sie eingeladen.“ Die Anschaffung von Ausrüstung, die Bezahlung von Arbeitskräften und die Miete für das Geschäft waren die dringlichsten Gründe für Azebs Bewerbung für das Original WIDU Zuschuss Programm. Mit Ibrahims Diaspora Überweisung, ihrem Privatinvestment und dem WIDU-Zuschuss konnte sie mehrere Nähmaschinen kaufen und das Gehalt einer Mitarbeiterin bezahlen. Mit Hilfe der Geräte war Azeb in der Lage ihr Ziel umzusetzen: die präzise Produktion von Taschen mit typisch äthiopischen Mustern und Farben. Indem sie geschickt Stoffreste mit neuen Materialien kombiniert, geht sie nicht nur schonend mit Ressourcen um, sondern zeigt auch ökonomisches Geschick - Upcycling auf Äthiopisch!
Mittlerweile beschäftigt Azeb drei Näherinnen. Die vielfältige, stilvoll-mehrfarbige Produktpakette von „Lula Design“ umfasst Canvas-Tragetaschen, Handtaschen, Stoffbeutel und Börsen für Accessoires in guter Handarbeitsqualität zu erschwinglichen Preisen. Ihre Taschen verkauft sie auf Märkten und auch online über soziale Medien.